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Donnerstag, 6. Mai 2010

Wie entstand der Roswell-Mythos?

„Die Gerüchte über fliegende Scheiben sind gestern Realität geworden.“ – Bis heute ist nicht ganz klar, was Walter Haut, Presseoffizier des Luftwaffenstützpunkts Roswell im US-Bundesstaat New Mexico, zu dieser Äußerung veranlasste. Sicher ist nur, dass Hauts Erklärung vom 8. Juli 1947 den Ausgangspunkt bildete für den wohl bekanntesten UFO-Mythos: In jenen Sommertagen sollen Außerirdische in der Nähe von Roswell gelandet sein – ein Ereignis, das, so will es die Legende, von den US-Behörden bis heute verheimlicht wird.

Tatsächlich hatten die US-Militärs seinerzeit allen Grund, die Ereignisse rund um den Roswell-Stützpunkt zu verschleiern. Was da Anfang Juli auf dem Feld des Schafzüchters Mac Brazel niederging, war zwar keine fliegende Untertasse, dafür aber barg der zunächst unbekannte Flugkörper in Zeiten wachsender sowjetisch-amerikanischer Spannungen jede Menge Sprengkraft. Schnell hatten die herbeigerufenen Militärs nämlich erkannt, dass der Haufen aus Gummi, Klebeband und Aluminiumfolie zu einem Ballon gehörte, den die Air Force kurz zuvor gestartet hatte - als Teil eines hoch geheimen Projekts, mit dem die sowjetische Atomrüstung ausspioniert werden sollte.

Möglich, dass den Militärs sogar ein UFO lieber gewesen wäre als die Wahrheit über den eiligst abtransportierten Fund. Vielleicht liegt hier das Motiv für Hauts merkwürdige Erklärung.

Doch als in der Folge die Telefonleitungen des Stützpunkts von besorgten Anrufern blockiert wurden, beeilte man sich, die Äußerungen des Presseoffiziers zu widerrufen: Die vermeintliche fliegende Scheibe sei in Wirklichkeit ein harmloser Wetterballon. Eine Erklärung, mit der sich die Öffentlichkeit schließlich zufrieden gab – Roswell verschwand aus den Schlagzeilen.

30 Jahre später kehrte es mit einem Paukenschlag zurück. Charles Berlitz, ein selbst ernannter Spezialist in Sachen Unerklärbares, veröffentlicht 1980 „The Roswell Incident“ – und machte Roswell damit quasi über Nacht populär. Berlitz präsentierte angebliche Augenzeugen, die von einem Raumschiff berichteten, von abtransportierten Alien-Leichen und einem großen Komplott der US-Behörden, die den Fall vor der Öffentlichkeit vertuschen wollten.

Sechs Jahre zuvor hatte Berlitz mit einem anderen Buch schon einmal einen Mythos begründet – den vom Bermuda-Dreieck. Und so, wie er seinerzeit zu den Bermuda-Katastrophen auch Schiffe zählte, die nachweislich nie im Dreieck verkehrten, erwiesen sich auch seine „Augenzeugen“ im Fall Roswell als wenig überzeugend. Spätere Prüfungen brachten zahlreiche Ungereimtheiten zutage: So erwies sich etwa eine Krankenschwester, die die Alien-Leichen im Hospital gesehen haben wollte, als glatte Erfindung eines „Zeugen“.

Trotzdem – einmal in die Welt gebracht, erwies sich der Roswell-Mythos als erstaunlich zäh. So zäh, dass sich die US-Luftwaffe veranlasst sah, 1995 und nochmals 1997 Erklärungen über den tatsächlichen Hergang des Absturzes zu veröffentlichen.

Seither wissen wir, was in Roswell geschah - doch es ist nicht das, was die UFO-Gläubigen gerne hören möchten. Und so geht das Spekulieren weiter – über ein Raumschiff, seine Besatzung und deren Auftrag. Und über eine Regierung, die die Weltöffentlichkeit mit falschen Daten an der Nase herumführt. Aber so etwas gibt es ja zum Glück nur im Reich der Legenden.