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Sonntag, 12. Juni 2011

Weltraumforschung: Ohne Forschung kein Fortschritt

Wird über Weltraummissionen diskutiert, kommt unausweichlich das Argument, bemannte Raumfahrt sei zu teuer. Für einen durchschnittlichen Menschen sind die Kosten eines großen Forschungsprojekts oder einer bemannten Weltraummission enorm hoch.

Wissenschaft, Forschung und Bildung sind die einzigen Möglichkeiten, die Welt nachhaltig positiv zu beeinflussen. Dafür braucht man auch Grundlagenforschung. Viele Menschen erkennen aber nicht, wie wichtig Grundlagenforschung als Basis für die gesamte Wissenschaft ist.
Ohne Grundlagenforschung kann es keine neuen Anwendungen geben und damit auch keinen Fortschritt. Und man kann eben nicht sagen, wohin einen die Grundlagenforschung führen wird. Viele Anwendungen kristallisieren sich erst nach Jahrzehnten heraus. Hätte sich Max Planck 1900 nicht mit dem komplett theoretischen und anwendungsfreien Thema der Schwarzkörperstrahlung beschäftigt, dann gäbe es heute keine Quantenphysik und damit auch nicht all die Anwendungen, die daraus entstanden sind und die unsere moderne Zivilisation prägen.

Deswegen muss es immer möglich sein, frei vom Zwang nach Anwendbarkeit und schnellem Nutzen zu forschen. Man kann nie wissen, was sich später einmal daraus entwickeln wird. Das gilt auch für die Raumfahrt.

Aber: Wissenschaft soll nicht nur allein dem Erkenntnisgewinn dienen. Sie soll die Menschen auch faszinieren und inspirieren. In dieser Hinsicht ist Wissenschaft genauso wertvoll wie Kunst, Musik oder Literatur. Ein Bild von Van Gogh bringt keine neuen Erkenntnisse über die Natur oder das Universum. Aber seine Existenz ist für die Menschheit unzweifelhaft wichtig und nützlich.

Genauso kann die bemannte Raumfahrt die Menschen viel stärker faszinieren und mitreißen als nur der Flug einer unbemannten Raumsonde. Will man, dass sich die Menschen wieder mehr für Wissenschaft, Raumfahrt und für unser Universum und das All interessieren, dann ist es unumgänglich, dass die Menschen sich auch selbst ins All begeben.
Schon jetzt gäbe es gute Gründe, sich auf dem Mond anzusiedeln. Eine wissenschaftliche Forschungsstation, die sich dort befindet, könnte großartige neue Erkenntnisse bringen. Nicht nur wegen all der physikalischen Forschung, die sich bei niedriger Schwerkraft leichter durchführen lässt. Astronomische Großteleskope könnte man beispielsweise dort viel leichter und größer bauen. Und die niedrigen Temperaturen in der Mondnacht und vor allem die fehlende Atmosphäre würden Beobachtungen möglich machen, die von der Erde aus niemals durchgeführt werden können.

Eines Tages wird die Menschheit die Erde verlassen müssen.

Das sind nur ein paar Beispiele, warum bemannte Raumfahrt auch aus rein wissenschaftlicher Sicht immer wichtig bleiben wird. Wir haben ja auch bemannte Stationen in der unwirtlichen Antarktis – und die ist im Winter wahrscheinlich genauso unzugänglich wie der Mond. Trotzdem erachten wir es als unumgänglich, das dort Menschen forschen und nicht nur Maschinen.

Ultimativ wird den Menschen nichts anderes übrig bleiben, als die Erde zu verlassen. Umweltveränderungen, Naturkatastrophen oder die wachsende Zahl an Menschen wird es irgendwann nötig machen, andere Planeten zu besiedeln. Das mag erst in fernster Zukunft passieren – aber je eher wir anfangen, desto leichter und besser wird es dann gehen.