Sein Blut besteht aus reiner Säure, die jedes Metall in Sekundenschnelle zerfrisst. Seine Haut ist so unverwundbar, wie jene von Siegfried, der einst im Blut des Drachen badete. Ein Wesen unverwundbar und von Grund auf böse. Ohne Skrupel, ohne Moral und ohne Gewissen. Ausschließlich zum Töten gemacht. Das Alien aller Aliens hat in mittlerweile vier Kinofilmen die Zuschauer in Angst und Schrecken versetzt. E.T. dagegen ist ein kleiner Knuffel-Alien zum Gernhaben. Er sucht die Freundschaft mit den Erdenmenschen. Doch was kommt der Wirklichkeit näher? Wie könnte Leben auf anderen Planeten aussehen? Gibt es überhaupt Leben irgendwo dort draußen?
Bei allem, was Raumfahrt-Spezialisten tun, wird der Suche nach außerirdischem Leben höchste Priorität eingeräumt. Kein anderes Thema, das die amerikanische Nasa, die europäische Esa oder die Russen im Weltraum angehen, wird von einer breiten Öffentlichkeit neugieriger und intensiver beobachtet als die Jagd nach Leben auf anderen Himmelskörpern. Es ist die alte Frage danach, ob wir alleine sind im Universum.
Innerhalb unseres heimischen Sonnensystems kommen nur wenige Himmelskörper für "Leben in der uns bekannten Form" in Frage. Völlig anders geartetes Leben zu suchen, das ohne Wärme, ohne Wasser, möglicherweise auch ohne Körper existiert, müsste daran scheitern, dass wir oder unsere Robotsonden es nicht als Leben erkennen. Die Vorstellungen von solchen Wesen führen ein rein literarisches Dasein und entziehen sich jeglicher wissenschaftlicher Bewertung.
Als erster Kandidat für außerirdisches Leben in unserem Sonnensystem wird immer wieder der kalte, aber wasserhaltige Mars gehandelt, weniger unser heißer Nachbarplanet Venus. Alle anderen Planeten liegen außerhalb der so genannten Ökosphäre der Sonne. Trotzdem gelten die Saturn- und Jupitermonde Titan und ganz besonders Europa als heiße Anwärter für "Leben in der uns bekannten Form". Bislang hat uns allerdings der Mars in dieser Hinsicht enttäuscht. 1996 glaubte man soweit zu sein. Der Marsmeteorit ALH 84001 schien unter dem Elektronenmikroskop Versteinerungen von Mars-Bakterien preiszu- geben. Es erwies sich allerdings als schwerwiegender Irrtum, nur aus rein äußerlichen Ähnlichkeiten der gefundenen "Stäbchen-Bakterien" auf Leben zu schließen. Auf dem Jupitermond Europa vermutet man aber einen flüssigen und salzhaltigen Ozean unter einem dicken Eispanzer. Dort könnte theoretisch etwas "leben".
Bevor wir uns aber hinausbegeben zum Jupiter, an den Rand der Milchstraße und noch weiter, wie das Science-Fiction-Autoren zu tun pflegen, schauen wir uns einmal auf unserer Erde um, wie vielgestaltig das Leben hier unten bei uns ist. Glauben wir Charles Darwin, dann ist es das Phänomen der Evolution, die alle Kreaturen letztlich formt. Die am besten an ihre unmittelbare Umwelt angepassten Lebewesen überleben und pflanzen sich fort. Dass es auf der Erde dann allerdings Amöben gibt und Blauwale, Schafe und Wölfe oder auch Menschen und Kakerlaken, ist nach Darwin auf die unterschiedlichen Anforderungen zurückzuführen, die an die verschiedenen Organismen gestellt werden.
Das wiederum hat einige Evolutionisten und Exobiologen, die sich mit möglichem Leben auf anderen Planeten befassen, zu der Vermutung kommen lassen, dass Leben auf erdähnlichen Planeten immer sehr ähnlich aussehen könnte. Die Evolution käme unter vergleichbaren Umweltbedingungen logischerweise zu immer ähnlichen Ergebnissen. "Mutter Natur ist relativ fantasielos", behaupten einige englische Wissenschaftler, die für eine Fernsehdokumentation zum Thema außerirdisches Leben einmal so richtig herumspinnen durften. Heraus kamen Flugwale, sechsbeinige Schlammbohrer und zehn Meter hohe Stachelfächer, die ihrer Nahrung Licht einfach hinterherlaufen.
Doch grundsätzlich Neues war gar nicht dabei. "Warum auch? Wie viele Möglichkeiten gibt es, zu laufen, wie viele, zu schwimmen? Überraschend wenige "Augen haben sich auf der Erde in verschiedenen Tiergruppen unter dem Druck der Umwelt mindestens siebenmal unabhängig voneinander entwickelt", ergänzt er. Müssten uns dann also zwangsläufig, wenn wir in ferner Zukunft andere erdähnliche Planeten betreten, Lebewesen mit Augen, Beinen, Atmung und Blutkreislauf grüßend entgegenkommen? Wohl kaum, denn im Evolutionsprozess steckt auch viel Zufall.
Durch kleine Mutationen geschehen genetische Veränderungen. Die Evolution kann nur die Auswahl treffen unter dem, was ihr angeboten wird. Sie kann nicht planend wie ein Ingenieur die besten Teile von verschiedenen Kreaturen zu einem Superorganismus zusammensetzen. Immerhin bewohnen so verschiedene Lebewesen wie Kakerlake und Mensch in weiten Teilen der Erde denselben Lebensraum und wer von den beiden letztlich als "Krone der Schöpfung" die Oberhand behält in den nächsten Jahrzehntausenden, ist noch längst nicht entschieden.
"Leben in der uns bekannten Form" basiert immer auf Kohlenstoffverbindungen. Doch muss das zwangsläufig immer so sein? In der spekulativen Wissenschaft der Exobiologie, die sich mit einem Phänomen beschäftigt, das eventuell gar nicht existiert, nämlich Leben auf anderen Himmelskörpern, spricht man deshalb auch vom Kohlenstoff-Chauvinismus. Damit will man andeuten, dass der Kohlenstoff wegen seiner vielfältigen Reaktionsfreudigkeit mit anderen chemischen Elementen zwar der geeignetste Stoff ist, um lebendige Organismen zu Weg zu bringen, dass aber auch Silizium dafür in Frage kommen könnte.
Damit wären wir beim Begriff des anorganischen Lebens - offenbar ein Widerspruch in sich. Doch die Wissenschaft kämpft bisweilen darum, eine klare Definition für den Begriff des Lebens zu liefern. Im Zentrum solcher Definitionen tauchen immer wieder die Begriffe des Stoffwechsels auf und der Fortpflanzung. Science Fiction-Autoren haben dabei deutlich weniger Skrupel.
"Es war ein schwer zu beschreibendes Wesen. Mit einem Körper wie ein großes Fass. Keine Augen, keine Nase, keine Ohren. Nichts. Doch es bewegt sich und produziert durch pures Dasitzen so etwas wie Ziegelsteine, die aus seinem Mund kommen. Die Ziegelsteine sind Abfallprodukte seines Stoffwechsels. Das ist kieselsaures Leben. Blind, taub, nervenlos, hirnlos, dazu bestimmt, Ziegel zu machen." So beschreibt Stanley G. Weinbaum in seinem SF-Roman Mars-Odyssee aus dem Jahr 1934 eine Kreatur auf Siliziumbasis. Solcherart Leben würde flüssiges Wasser als Voraussetzung allen Lebens obsolet werden lassen. Auch die Temperaturbereiche, die solches Leben zulassen, müssten dann erheblich erweitert werden.
Dabei muss man gar nicht ins Reich der Fantasie entschwinden, um Lebensformen zu entdecken, die prinzipiell anders funktionieren als ausnahmslos alle Lebewesen auf der Oberfläche unseres Planeten. Alles hier oben basiert auf der Energieeinstrahlung der Sonne. Pflanzen wandeln die Sonnenenergie in chemische Energie um, also in stark energiehaltige Stoffe wie zum Beispiel Stärke oder den frei werdenden Sauerstoff. Jeder Verbrennungsprozess funktioniert nur in Anwesenheit von Sauerstoff - beim Lagerfeuer, beim Benzinmotor und im Körper des Menschen. Deshalb atmen wir. Ohne Atmung und ohne Sauerstoff kein Leben? Doch. Auch das gibt es. Für entwicklungsgeschichtlich sehr alte Cyanobakterien ist Sauerstoff sogar das pure Gift. Es gab also einst eine Zeit auf unserer Erde, da ging es auch ohne Sauerstoff.
Und auch in der Tiefsee haben sich Organismen entwickelt, die gänzlich ohne die Energie der Sonne auskommen. Damit sind nicht jene gemeint, die von oben herabfallende Nahrung zu sich nehmen und damit letztlich doch von der Sonnenenergie leben. Wohl aber jene, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu sogenannten Black Smokern angesiedelt haben - unterseeische, vulkanische Thermalquellen, die heißes mineralreiches Wasser aus dem Erdinnern in die Tiefsee pumpen.
Dort unten in der ewigen Dunkelheit leben Röhrenwürmer von den Ausscheidungsprodukten von Schwefelbakterien, die den Schwefelwasserstoff in der Umgebung der Smoker als Energielieferant nutzen - Sonnenlicht ist dazu nicht mehr notwendig. Dazu ist auch kein Verdauungssystem mehr nötig. Sogenannte grüne Schwefelbakterien nutzen Schwefelwasserstoff als Energielieferant und betreiben eine sauerstofflose Photosynthese in der ewigen Dunkelheit der Tiefsee. Vor der Entdeckung dieser komplett fremdartigen Ökosysteme waren solche energieunabhängigen Biotope genauso unwahrscheinlich wie das kieselsaure Leben der Science Fiction-Autoren.